Der Franz-Hofer-Preis 2008 ging an die österreichische Schauspielerin FRANZISKA WEISZ

 

Am 17.10.2008 wurde im Filmhaus Saarbrücken durch Kulturdezernent Erich Schrader der mit 2000 Euro dotierte Franz Hofer Preis 2008 an die Schauspielerin Franziska Weisz vergeben. Die Laudatio auf die Preisträgerin hielt die Filmwissenschaftlerin Claudia Lenssen.

Franz Hofer Preis 2009 an Franziska Weisz


„Für ihre bemerkenswerten schauspielerischen Leistungen in den Filmen RENDEZ-VOUS, HUNDSTAGE, HOTEL und DISTANZ vergibt die Jury den Franz Hofer Preis 2008 an Franziska Weisz. Sie ist eine Frau mit vielen Gesichtern und fühlt sich intuitiv in ihre schwierigen Rollen ein. Wer sie als leicht verhuschte, androgyn gescheitelte Rezeptionistin in HOTEL gesehen hat, ist überrascht von der Ausgestaltung ihrer Rolle in DISTANZ, in der sie in bedingungsloser Liebe einem jungen Mann, der zu grundlosen Gewaltausbrüchen neigt, verfällt. Während sie in RENDEZ-VOUS kühl und dominant ihre Obsessionen auslebt, ist sie in HUNDSTAGE die sowohl widerspenstige, als auch leidende Geliebte eines Super-Machos aus der Wiener Neustadt, dem sie hoffnungslos verfallen ist.“

(Begründung der Jury)


Die Jury:

Philipp Bräuer (Festivalleiter Max Ophüls Preis), Karin Nehl (Fraktionsvorsitzende der FDP-Fraktion im Saarbrücker Stadtrat), Hildegard Redicker (ehemalige kulturpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Saarbrücker Stadtrat)



Franziska Weisz – über sie


Franziska Weisz wuchs in Niederösterreich, südlich von Wien  auf. Nach der Matura am Bundesrealgymnasium in Perchtoldsdorf bei Wien 1998 begann sie ein Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Universität Wien. Als Schauspielerin eher zufällig entdeckt, wurde sie 1999 von dem österreichischen  Regisseur Ulrich Seidl für seinen Film HUNDSTAGE engagiert, in dem sie die Rolle der Klaudia spielte. Nach den Dreharbeiten begann sie ein neues Studium in England – International Relations and Media. Zunächst an der De Montfort Universiy in Leicester und später am King´s College in London, wo sie mit einem Master Degree in Development and Environment abschloss. Doch bereits während des Studiums nahm sie immer wieder Rollen in Film- und TV-Produktionen an und konzentriert sich heute hauptsächlich auf ihre Schauspielkarriere.

Franziska Weisz lebt z.Zt. in Berlin.

Sie arbeitet ehrenamtlich in einer Organisation für internationale Sozialarbeit, für die sie in Venezuela hilft, ein Austauschprojekt mit musizierenden deutschen und österreichischen Jugendlichen und dem Kinder und Jugendorchester des lateinamerikanischen Landes zuorganisieren.

(Filmhaus Saarbrücken 2008)



Interview mit Franziska Weisz


Wie kamst Du an die Hauptrolle in dem Thriller HOTEL?


Die Regisseurin Jessica Hausner hatte mich 2000 bei der HUNDSTAGE-Premiere kennen gelernt und  mir dann ein Riesenkompliment gemacht, da ich sie dazu inspiriert hatte, ihre Idee zu dem Film und die Vorstellungen von der Hauptfigur zu konkretisieren. Sie hat ein Polaroid-Foto von mir geschossen, das sie beim Scheiben des Drehbuches immer vor Augen hatte, wie sie sagte.


Das  ist natürlich das Schönste, was einer Schauspielerin passieren kann: dass ihr eine Rolle auf den Leib geschrieben werden kann.


Im letzten Moment war`s  dann noch einmal heikel. Der Dreh war für Spätherbst 2003 angesetzt, wir haben uns im Sommer  2003 kurz gesehen, ich hatte von HUNDSTAGE an durch Studium und das viele Sitzen ziemlich viel zugenommen. Zwei Monate vor Drehbeginn sagte Jessica zu mir: „Der Charakter, den ich beim Scheiben von Dir hatte, schaut anders aus.“ Wir einigten uns, dass ich bis Drehbeginn 10 Kilo abnehmen würde. Das war eine heftige Zeit, weil ich die Diplomarbeit schreib, in der Früh trainieren ging, mich an den Computer setzte, nachmittags wieder trainieren ging und dazu Spargel aß und das zwei Monate lang. Ich hab es wirklich versucht. Bei Drehbeginn war ich dann sehr dankbar, dass ich das gemacht hatte. Ich hätte es ewig bereut, wenn ich abgesagt hätte,......

Von der Persönlichkeit  als Regisseur sind Jessica Hausner und Ulrich Seidl völlig konträr. Wie erlebt man das als Schauspielerin?


Das ergibt sich einfach in der Vorbereitungszeit. Mit Ulrich Seidl haben wir darüber geredet. Ich bekam einen Drehbuchauszug, kein Drehbuch  mit Dialog alles war ganz vage und  ich habe mich darauf eingelassen. Bei Jessica Hausner war auch in der Vorbereitung schon klar, dass jedes winzige Detail einfach stimmen muss. Wenn ich mir jetzt den Film ansehe, verstehe ich, dass es nötig war, eine einzelne Haarsträhne so perfekt wie möglich hinzulegen.

(Filmstart)


Sie waren Österreichs  Shooting-Star bei der Berlinale. Wie fühlt man sich, wenn man einmal so im Rampenlicht steht?


Ich war schon mit HUNDSTAGE in Venedig und mit HOTEL in Cannes . Aber in Berlin ging ich über den roten Teppich und jemand rief „Franziska, Franziska!“ Ich dachte, das bin jetzt nicht ich. Aber die Kameras blitzten. Nur beim Nächsten, der den Teppich betrat, war es schon wieder vorbei. Für mich ist es aber sehr wichtig, schöne Projekte zu machen, und nicht, dass ich in jeder Bunten bin.


Wie geht es Ihnen mit Sex-Szenen?


Bei HUNDSTAGE habe ich mir gedacht: Hoffentlich sieht das meine Oma nie. Und meine Mutter wird sich denken: Mein Kind macht so was vor der Kamera? Jeder weiß, wie er entstanden ist. Nur redet man nicht so oft mit seinen Eltern darüber und lässt sich schon gar nicht dabei zuschauen, es waren aber alle recht cool. Nur meine Oma hat nach HUNDSTAGE gefragt, wie man so eine Ekstase herstellen kann.

(Wiener)