Franz Hofer Preis 2009 an Hanno Koffler

 

Die Jury:

Gabriella Bandel (Festivalleiterin Max Ophüls Filmfestival)

Ana Isabel Klumpp (Mitglied des Stadtrates der Landeshauptstadt Saarbrücken, FDP)

Katrin Schmidbauer (Vorsitzende des Fördervereins Filmhaus Saarbrücken e.V.)


Begründung der Jury:

„Mit körperlicher Präsenz und intuitivem Einfühlvermögen hat Hanno Koffler aus seinen Filmrollen immer ein kleines Ereignis gemacht. Ob in Komödien oder Dramen, es macht Freude, seinen einfühlsamen Rolleninterpretationen zuzusehen. Vor allem seine Rolle in NACHT VOR AUGEN (2007) als psychisch geschädigter Bundeswehrsoldat, der aus Afghanistan zurückkehrt, geht unter die Haut.“


Die Vergabe des Preises erfolgte am Samstag, 28.11.2009 durch den Kulturdezernenten der Landeshauptstadt Saarbrücken Erik Schrader im Filmhaus Saarbrücken.


Mit seiner körperlichen Präsenz, hinter der er immer wieder Sensitivität durchscheinen lässt, zählt Hanno Koffler zu den interessantesten jungen Nachwuchsschauspielern Deutschlands.


1980 in Berlin geboren, wirkt er auf den ersten Blick kräftig und zupackend; zugleich ist er auch das ganze Gegenteil, ein feinnerviger, nachdenklicher, unsicherer und sehr reflektierender Mann.

Er spielte kleine und große Rollen an verschiedenen Theaterbühnen, unter anderem am Renaissancetheater Berlin, am alten Schillertheater Berlin, am Theater der Altmark Stendal und in verschiedenen Szenenstudien der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ Berlin.

Weit zurück liegen auch die Anfänge von Kofflers Musikerlaufbahn. Schon 1994 gründete er mit seinem Bruder Max Koffler die eigene Band Kerosin, mit der er 2002 in Berlin beim namhaften Emergenza-Musikfestival (Europas größtem Bandwettbewerb) den ersten Preis gewann. Kerosin wurde als zweitbeste Band Europas gekürt. Für den Kinofilm GANZ UND GAR steuerte die Band Kerosin einzelne Stücke zum Soundtrack bei.

Hanno Koffler wurde von Marco Kreuzpaintner für den Film entdeckt. Seine Rolle in REC KASSETTENJUNGS/KASSETTENMÄDCHEN für das damalige Print-Jugendmagazin der Süddeutschen Zeitung „JETZT“ war seine erste Filmarbeit. Kreuzpaintner gab ihm die Sicherheit vor der Kamera, er entdeckte das Besondere, das Unverwechselbare an Koffler. Nach TV-Aufgaben besetzte Kreuzpaintner ihn für sein Kinospielfilmdebüt GANZ UND GAR und mit ANATOMIE 2 (2003, Regie: Stefan Ruzowitzky) wurde er einem großen Publikum bekannt.

In SOMMERSTURM (2004, Regie: Marco Kreuzpaintner) zeigte sich Koffler von der Seite des charmanten, fast prolligen Malte, einem schwulen Ruderer in einer schwulen Rudermannschaft, der mit fast diabolischer Freude „Heten kneten“ für sich entdeckt hat. Hanno Koffler hat sich dafür auch körperlich in eine bis dato ungewöhnliche Form gebracht. Sein gesunder Ehrgeiz, gepaart mit einer Spielfreude, die das Besondere entdecken will, vor allem auch bei sich, führte ihn nach diesen ersten Filmerfahrungen und der großen Sehnsucht zur Bühne – scheinbar einen Schritt zurück: Er bewarb sich beim Reinhardt-Seminar in Wien und wurde aus Hunderten von Bewerbern als einer der wenigen Schüler auserwählt. Und er hatte einen der charismatischsten „Lehrer“, den man im deutschsprachigen Raum nur haben kann, Klaus Maria Brandauer. Dieser beschreibt Koffler als eine „einzigartige, höchst leidenschaftliche, anarchistische Persönlichkeit“ und es ist für ihn eine der „wichtigsten und prägendsten Begegnungen“.

Diese nicht unkomplizierten Arbeitsphasen mit Brandauer haben ihn beflügelt, getrieben, verunsichert – aber auch reifer gemacht.

Die „kaputten“ Menschen haben ihn angezogen, weil er glaubte, sie seien außergewöhnlicher als er selbst, die Brandos, Cobains, Kinskis sowie Oskar Werner. Und er hat inzwischen gelernt, dass er, nur aus sich selbst heraus, das Besondere spielen kann. Die Idole bleiben Idole, aber er ist er – sein spannender, aufreibender, aber schöner Erfahrungsweg, der für Koffler immer weiter geht, die Reise zu sich selbst.

In HALLESCHE KOMETEN (2005, Regie: Susanne Zacharias) hatte er seine erste Hauptrolle. Ein kleiner, wunderbarer, fast poetischer Film über die Einsamkeit, Haltungssuche und Verlassenheit in einer Stadt der DDR nach der Wende.

Neben Matthias Schweighöfer und Joseph Fiennes stand er im Sommer 2006 als Leutnant in THE RED BARON, einer internationalen Großproduktion über den Ausnahmeflieger Manfred von Richthofen, dem „Roten Baron“, unter der Regie von Nikolai Muellerschoen vor der Kamera. Sofort schloss sich mit KRABAT eine weitere, auch historische, weiter in der Zeit zurückreichende Produktion an. Hanno Koffler ist Juro, der geheimnisvollste Charakter in der Krabat-Geschichte, einer wo man nie weiß, wo er steht und der sich am Ende der Geschichte dem Zuschauer auf unerwartete Weise erschließt.

Der Zuschauer kann wieder eine ganz neue, ganz einzigartige Seite dieses besonderen Schauspielers Hanno Koffler kennen lernen.

Im Sommer 2007 stand er in NACHT VOR AUGEN vor der Kamera, die einfühlsame Geschichte eines Soldaten, der aus dem Afghanistan-Krieg nach Deutschland zurückkehrt. Für diesen Film gewann er beim Durban International Filmfestival 2008 den Preis als bester männlicher Darsteller.

In seinem neuen Film UNTER STROM von Paul Zoltan lernen wir in einer turbulenten Komödie eine andere Seite Kofflers kennen.