21. MAX OPHÜLS PREIS 2000

 

Offizielle Eröffnungsrede von Ministerpräsident Peter Müller vom 25.01.2000


Das Max Ophüls Festival ist in jedem Jahr das 1. deutsche Filmfestival mit überregionaler Ausstrahlung und hat mittlerweile eine über 20-jährige Tradition. An der Saar ist es nicht mehr wegzudenken und für die Filmschaffenden hat es zunehmend an Bedeutung gewonnen . Passend zum Standort im Saarland wird dieses Festival des deutschsprachigen Films in einen europäischen Kontext gestellt. Dies passt zum Saarland als europäische Kernregion und damit wird das Festival zu einem wichtigen Imageträger für unser Land.

Das Max Ophüls Festival bietet Raum für den künstlerischen Nachwuchs und für Produktionen, die sich nicht an rein kommerziellen Interessen, sondern am künstlerischen Wert orientieren Dies macht seine Unverwechselbarkeit aus. Damit trägt das Festival der besonderen Bedeutung der Filmschaffenden in Kultur und Gesellschaft Rechnung. Es war immer auch ein Festival, das den Blick über die Grenze richtet. Mit dem Filmland Jugoslawien wirft das Filmfestival in diesem Jahr einen außergewöhnlichen Blick in ein Land, in dem Strukturen zerbrechen, und das von Inneren und äußeren Konflikten geprägt ist. Der Film bietet hierbei die Möglichkeit, den Alltag erfahrbar zu machen und zu verdeutlichen, dass Dinge, die bei uns unvorstellbar sind, an anderer Stelle in Europa alltäglich geschehen. Deshalb sind die im Festival gezeigten Filme aus Jugoslawien alles andere als unpolitisch - selbst wenn die große politische Abrechnung unterbleibt. Sie sind Medium der komplizierten Situation in Jugoslawien. Dieses Medium transportiert seine Aussagen nicht in erster Linie über den Intellekt, sondern über andere Sinne, die sehr viel tiefer gehen und deshalb sehr viel nachhaltiger wirken. Auf der Ebene von Verständnishilfe für das von anderen Menschen gelebte Leben macht der Film gerade abseits der großen Kassenschlager besonderen Sinn. Auch das Zeigen dieser Filme gibt dem Festival einen besonderen Wert.

Der Blick über die Grenze ist das Leitmotiv des Festivals und ein wichtiges Element allen kulturellen Schaffens. Es sollte aber auch bestimmendes Merkmal aller Kulturpolitik sein. Wer sich nur mit sich selbst beschäftigt und auf sich selbst beschränkt, der läuft Gefahr in provinzieller Selbstgenügsamkeit zu ersticken. Deshalb kann es nicht falsch sein, auch für das kulturpolitische Handeln hier im Land Impulse von außen zu aktivieren. Impulse von außen werden durch Personen transportiert. Deshalb ist es eine große Chance für unser Land, wenn führende Kulturschaffende aus unterschiedlichen Bereichen bereit sind, ihren Sachverstand in dieses Land in unterschiedliche Projekte einfließen zu lassen. Es kann in diesem Land daher gar nicht genügend kulturpolitische Berater geben, wenn es sich um Personen handelt, deren Kompetenz unbestritten und unbestreitbar ist.

Manchen mag das erschrecken. Frischer Wind ist nicht immer mit der saarländischen Heimeligkeit und dem Prinzip, fünf auch mal gerade sein zu lassen, vereinbar. Trotzdem ist der frische Wind notwendig.

Der Blick über die Grenz kennzeichnet das Max Ophüls Festival - er sollte auch die Kulturpolitik dieses Landes kennzeichnen. In diesem Sinne heiße ich Sie alle beim "Festival der blauen Herzen" herzlich willkommen und wünsche Ihnen interessante, anregende und unterhaltsame Kinotage in unserem Land.